Wo bitte liegt Moldawien? Dasselbe hätte ich mich wahrscheinlich auch gefragt, wenn ich nicht selbst dort gewesen wäre. Als kurzer Trip vor der Einfahrt in die Ukraine stellte sich das unbekannte Land als das bis dahin größte Abenteuer meiner Reise dar. Eine Zeitreise in vergangene Zeiten und des einfachen Lebens. Von hilfsbereiten Menschen, ländlicher Idylle und einer Großstadt im Kleinformat…
Die Strecke in Moldawien
Kilometer: 391 Km
Radstunden: 23:48 Stunden
Höhenmeter: 3.860 Meter
Die Touren in Moldawien
Von Cema nach Cahul / 120 km – 680 hm
Von Rumänien kommend fahre ich über Braila nach Galati, um hier wenige Kilometer später bei Giurgiulesti – auf moldawischer Seite – die Grenze zu überqueren. Offiziell ist hier die Europäische Union zu Ende. Reisepass raus – Grenzkontrollen – ein Visum ist bis zu 90 Tage nicht notwendig, perfekt für meine kurze Durchreise. Ich bin glücklich darüber an diesem Tag mit dem Fahrrad einzureisen, denn der Grenzübertritt hätte mit dem Auto gut 3 Stunden gedauert. So fahre ich vorbei an allen wartenden Autos – soooooorry 😀
Als ich dann trotzdem nach knapp einer Stunde Kontrolle und auf Beamte wartend über der Grenze bin, erwartete mich eine Zeitreise in die Vergangenheit. Entlang kleiner Dörfer wie Slobozia Mare, Brinza und Colibasi fahre ich nahe der Grenze zu Rumänien nach Cahul und finde dort das internationale Folklore Festival. Die ganze Stadt scheint sich im Zentrum versammelt zu haben, um den Tänzen aus Ländern wie der Türkei, Bosnien, Serbien und weiteren zuzusehen.
Ich entziehe mich, nach kurzer Inspektion und Stärkung an einem der Essensstände, der Stadt und finde außerhalb einen Kleinbauern den ich frage, ob ich neben seinen Kühen auf seinem Grundstück zelten darf. Ohne wirklich miteinander reden zu können, bot er mir einen Schlafplatz in seinem Haus an. Er verschwindet für 10 Minuten um kurze Zeit später mit Käse, Brot und Wein wieder zu kommen. Anschließend besuchen wir seine Familie in der Stadt und ich lerne seinen Sohn und seinen Vater kennen. Eintauchen in die moldawische Kultur könnte nicht intensiver laufen und ich fühle mich von der Gastfreundlichkeit regelrecht überwältigt.
Von Cahul nach Comrad / 87 km – 800 hm
Die Temperaturen steigen. 40 Grad im Schatten ab 12 Uhr Mittags. Dem geschuldet, verlasse ich bereits um 5 Uhr morgens den Bauern Slava aus Cahul und mache mich auf den Weg Richtung Comrad. Um 7 Uhr mache ich meine erste Pause an einer Bushaltestelle in Chircani und kurzerhand werde ich zur Attraktion des Dorfes. Slava hatte mir Käse und Brot des Vorabends überlassen. Nun gesellt sich Maria zu mir und begeistert sich regelrecht für mich. Wieder verstehen wir uns nur mit Händen und Füßen, aber sie geht und kommt kurzerhand mit einem wahren Berg an Essen wieder zurück. Ich komme ohne weitere Einkäufe durch den Tag 🙂
Heiß geht es weiter und ich verliebe mich in die einfache Art in Moldawien zu reisen. Es gibt nur eine Hauptstraße die auch kaum befahren ist. Immer wieder sehe ich Rehe, Hasen und Esel und mein Navi bittet mich der Straße 40 Kilometer zu folgen.
Die R43 ist die Route über Cantemir und schließlich nach Comrad. Da ich bereits früher ankomme und es unendlich heiß ist, nehme ich mir ein Hotel im Stadtzentrum und besuche die örtlichen Sehenswürdigkeiten. Zwei mal passiert es, dass ich beim Einkaufen angesprochen werde woher ich komme und tatsächlich konnten beide deutsch, da sie einige Zeit in Deutschland gearbeitet hatten.
Von Comrad nach Kischinau / 104 km – 1.090 hm
Früh um vier Uhr trete ich in die Pedale. Obwohl es erst dämmert hat es bereits „angenehme“ 24 Grad. Heute will ich in der Hauptstadt Moldawiens ankommen. Ich mache nur kurze Pausen um den Energietank wieder aufzuladen. Über 100 Kilometer und 1000 Höhenmeter sind auf dem Radar und die Hitze mein limitierender Faktor.
Die Hitzesymptome in Moldawien werden immer heftiger. Ich trinke 10 Liter ohne anhalten zu müssen, mir fließt der Schweiß in Strömen vom Kinn. Aufgrund der Hitze und des feuchten Lenkrads lässt sich die Drehschaltung nicht mehr bedienen, ich rutsche ab. Somit muss ich bereits vor einem Anstieg strategisch überlegen, in welchem Gang ich den restlichen Berg fahren möchte und mein Smartphone beendet aufgrund Überhitzung regelmäßig die Anwendungen. Kampf pur!
Gegen 14 Uhr komme ich schweißgebadet in der Hauptstadt Kischinau an. Überraschenderweise ist das Hostel sehr belebt und nach einer kurzen Siesta ist für die nächsten drei Tage Sightseeing und Entspannung eingeplant. Ich erinnere mich an die Hitze der letzten Tage und kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich es auf das Rad geschafft habe.
Von Kischinau nach Ivancea / 65 km – 860 hm
Raus aus der Stadt – rein in die Wildnis Moldawiens. Ich fahre weiter, will erkunden und finde mich auf Schotterpisten wieder. Ein schönen Campingplatz an einem See entschädigt den beschwerlichen Weg und ich werde vom Betreiber gleich auf einen Wodka mit Gurke und später auf Kaffee und süßes Gebäck eingeladen und das bei dem Übernachtungspreis von umgerechnet 2,50 Euro 🙂
Von Ivancea nach Vadu lui Voda / 62 km – 520 hm
Das moldawische Urlaubsresort Vadul Lui Voda ist ein Ferienort östlich der Hauptstadt. Direkt am Fluss Tyra liegend baden hier die Einheimischen im selbigen und es gibt eine Ferienanlage neben der anderen. Ich möchte erleben wie die Moldawier Urlaub machen und miete mich ebenfalls in ein Ressort ein. Für 20 Euro die Nacht in einem Doppelzimmer genieße ich den restlichen Tag bevor ich in die abtrünnige Region Transnistrien weiterziehe.
Im nächsten Blogeintrag bleibe ich zwar in Moldawien, übertrete aber trotzdem eine Landesgrenze. Transnistrien. Das Katalonien Moldawiens hatte sich vor einigen Jahren abgespalten und man sagt ihm heute nach, russischer als Russland zu sein. Ich besorge mir Einreisepapiere und übertrete die Grenze, doch was mich dort erwartet hatte ich mir nie gedacht…
Kommentare
Hallo Tim,
beim Stöbern, bin ich auf deinen Blog gelangt. Mit meiner Frau möchte ich die Donau von der Quelle bis zum Schwarzen Meer mit dem Fahrrad erkunden. Allerdings machen wir es nicht wie du als Sabbatical sondern in Etappen auf mehrere Jahre verteilt. Bislang sind wir bis nach Ruse in Bulgarien gekommen. Dieses Jahr steht die letzte Etappe von Ruse bis zum Schwarzen Meer auf dem Plan. Natürlich wollen wir auch alle 10 Anreinerstaaten der Donau besuchen, also auch Moldawien und Ukraine. In deinem Blog habe ich gelesen, dass du über die Grenze Galati-Giurgiulesti nach Moldawien eingereist bist. Wie war das? Laut deiner Beschreibung ziemlich einfach, oder? Gibt es Tipps was wir beachten sollten? Wie schwierig war die Straße/Brücke bis zur Grenze, meistens ist dort immer viel LKW-Verkehr? Wie wird man als Fahrradfahrer an der Grenze behandelt? Wir wollen dann gleich weiter in die Ukraine, über den nächsten Grenzübergang nach Reni. Hast du da auch Erfahrungen? Es wäre toll von dir zu Hören.
Viele Grüße
Joachim
des Beitrages
Hallo Joachim,
ein schönes Projekt habt ihr mit dem Vorhaben, ich freue mich für euch.
Der Grenzübergang war damals mit dem Reisepass problemlos möglich, auch als Radfahrer gab es keine sonderlichen Einschränkungen.
Als Tipp würde ich versuchen, vorher Geld zu tauschen, weil es am Grenzübergang, nicht wie sonst üblich, keine Wechselstuben gibt.
Ich hatte einen anderen Grenzübergang in die Ukraine genutzt, aber auch hier keine Probleme erfahren.
Ich wünsche euch viel Spaß auf eurer Tour und beste Grüße,
Tim