Donauradweg in Etappen – Michael berichtet über seine Radreise Erfahrungen

Vor kurzem erhielt ich eine Email von Michael über die ich mich sehr gefreut habe. In dieser Email schilderte er mir, wie er sich zum Ziel gesetzt hatte eine Radreise nach Sofia zu unternehmen und bei der Recherche auf meinen Blog gestoßen ist. In dem nachfolgenden Interview liest du von seinen spannenden Radreise Erfahrungen.

Siehe auch: Bulgarien – Vom Donauradweg nach Sofia

Stelle dich kurz vor wie du auf mich gestoßen bist.

Ich heiße Michael, wohne in Friedrichshafen und bin 35 Jahre alt. Meine Hobbys sind Volksfeste, Radtouren und Reisen. Als ich meine Planung für die Radtour von Belgrad nach Sofia gemacht habe, googelte ich nach Erfahrungsberichten und so stieß ich auf deinen Radreiseblog.

Michael, was hat dich zu deiner Reise inspiriert und wie hast du sie organisiert?

Ich wollte die Donau entlang von der Quelle bis zur Mündung radeln. Aus Zeitgründen mache ich das aber in mehreren Etappen, jedes Jahr eine Teilstrecke. Dieses Jahr plante ich die Strecke von Belgrad nach Sofia. Ich habe dort angeknüpft, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Anfangs wollte ich nur die Donau entlangradeln. Noch zu Hause habe ich auf der Landkarte gesehen, dass Sofia gar nicht mal so weit weg ist von der Donau. Deshalb entschloss ich mich einen Abstecher dorthin zu machen, um die Stadt zu besichtigen und von dort wieder zurück in meine Heimat zu fliegen.  Die Idee, von der Donau aus noch einen Abstecher nach Sofia zu machen, entstand aber lange vor der Tour. Ich plante diese schon Monate im Voraus.

Wie kamst du auf die Idee, die Tour von Belgrad bis nach Sofia mit dem Fahrrad zu fahren?

Ich ziehe seit einigen Jahren das Donauprojekt durch. Ich habe vor, von der Quelle in Donaueschingen bis zur Mündung ans Schwarze Meer zu radeln. Allerdings nicht an einem Stück, sondern jedes Jahr eine Etappe. Insgesamt habe ich bis jetzt die Strecke Donaueschingen–Lom (Bulgarien) absolviert. Letztes Jahr radelte ich von Budapest nach Belgrad, dieses Jahr wollte ich daran anknüpfen. Sofia war ein Abstecher abseits der Donau am Ende der diesjährigen Etappe.

Welche Eindrücke haben dich am meisten überrascht und was waren deine schönsten Momente?

Am meisten hat mich überrascht, in welch einfachen Verhältnissen die Menschen dort leben.  Auf der Strecke von Lom nach Montana habe ich doch tatsächlich Pferdekutschen auf der Landstraße überholt! Mich hat auch überrascht, dass die Bauern in Serbien und Bulgarien ihre eigenen Felder anzünden und dass die meisten Bulgaren kein Englisch können, aber ich in Serbien mit englisch gut zurecht kam. Vereinzelt sprach auch mal jemand deutsch. In Bulgarien jedoch gab es nur wenige, die englisch sprachen, oft musste man sich mit Händen und Füßen verständigen. Nachdem ich in Serbien fast jeden Tag Sonnenschein mit bis zu 28 Grad hatte, wurde es einem Tag nach der Grenzüberfahrt in Bulgarien plötzlich kalt. Es gab einen europaweiten Temperatursturz. Tagsüber waren es maximal 15 Grad und es wurde stürmisch. Im Balkangebirge hatte es früh morgens nur noch 5 Grad und bei der Ankunft in Sofia in der Nacht nur noch 10 Grad! Das hielt 1 Woche an, erst am letzten Tag in Sofia kletterten die Temperaturen erstmals wieder auf 20 Grad, da scheinte auch die Sonne. In Serbien habe ich geschwitzt und in Bulgarien gefroren!

Meine schönsten Momente? Als ich in einem serbischen Biergarten saß und ein Kätzchen ankam. Es biss und spielte die ganze Zeit am Reißverschluss meiner Bauchtasche herum, als ob es versuchen wollte, diese zu öffnen. Oder den Moment, als ich durchs Donautal auf der serbischen Seite geradelt bin, es war zwar eine ständige Berg- und Talfahrt, aber die grandiose Aussicht und der malerische Sonnenuntergang entschädigten allerdings die anstrengenden Auffahrten.
Ich bin mit Einheimischen in geselliger Runde zusammengesessen, sowohl in Serbien als auch in Bulgarien. Belgrad und Sofia sind wirklich wunderschöne Städte. Ein besonderes Erlebnis war es auch, als ich vom Flughafen Sofia wieder in Richtung Heimat flog. Beim Start sah ich Sofia von oben!

Gab es auch harte Tage und warum?

Ja, die gab es. Zum Beispiel als ich das Balkangebirge überquert hab! Ich habe mich 3 Stunden lang bergauf gequält, Serpentine für Serpentine – und das mit 30 Kilo Gepäck! Es waren ca. 20 km Auffahrt! Oben am Gipfel angekommen, war ich noch lange nicht in Sofia! Insgesamt war es eine     70 km lange Berg- und Talfahrt! Erst kurz vor Sofia wurde es eben.  Kurz hinter der bulgarischen Grenze erlebte ich zwei Tage mit orkanartigem Wind, der von vorne und von der Seite kam.               Ich erreichte zeitweise kaum mehr als 10 km/h. Auch waren manche Wege so schlecht ausgebaut, dass ich manchmal sogar ein paar Meter schieben musste, da die Reifen auf diesen sandigen Pisten kaum mehr einen Halt hatten.

Was hast du für dich persönlich von deiner Reise gelernt?

Dass die Einheimischen sehr nett und hilfsbereit sind und die teilweise negativen Vorurteile, die im Fernsehen immer gezeigt werden und die die Menschen hierzulande gegenüber diesen östlichen Ländern und den dort lebenden Menschen haben, gar nicht stimmen. Um ein Beispiel zu nennen:    Vor Ländern wie Serbien und Bulgarien wird immer gewarnt. Dort sei das Risiko, überfallen zu werden, sehr hoch. Es würden dort viele Kriminelle leben und man solle nur mit größter Vorsicht in diese Länder reisen oder am besten dort gar nicht erst hinfahren. Ich kann das nicht bestätigen. Ich bin 1 Woche durch Serbien geradelt (auch abends und nachts) und kann mit Recht behaupten, dass es ein sicheres Land ist. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich von irgendjemandem bedroht (außer von wilden Hunden, aber dazu komm ich später). Dasselbe gilt für Bulgarien. Auch in den Millionenmetropolen Belgrad und Sofia konnte ich mich problemlos alleine durch die Fußgängerzone und auch durch einsame Seitenstraßen bewegen, ohne dass es einen ernsthaften Grund gab, Angst haben zu müssen – und ich war bei Tag sowie bei Nacht ganz alleine unterwegs. Ich habe auch gelernt, wie man ein Fahrrad für die Transporttasche auseinander- und wieder zusammenbaut.

Hast du bereits neue Ideen für eine Tour und welche?

Ja, ich habe eine Idee, aber die ist nicht neu! Ich werde 2019 wieder da weitermachen, wo ich 2018 aufgehört hab! Ich werde nach Sofia fliegen, dann mit dem Zug wieder nach Lom an die Donau (einmal Balkanüberquerung mit dem Fahrrad reicht mir :-)) und von dort aus radel ich dann die Donau weiter bis ans Schwarze Meer!

Was sind deine Tipps für alle anderen ambitionierten Fahrradfahrer da draußen?

Wenn ihr auch mal vorhabt, die Donau bis ans Schwarze Meer zu radeln, dann nehmt auf jeden Fall mehrere Dosen Pfefferspray mit – denn die werdet ihr spätestens ab Serbien brauchen. Besser ist der Dazer – ein batteriebetriebenes Gerät, dass auf Knopfdruck ultrahohe Töne erzeugt, die einem die wilden, freilaufenden Hunde vom Leib halten. Gibt es im Internet für ca. 30,–€. Das ist das Einzige, wovor ich dort Angst hatte.
Bis Ungarn sind die Hunde noch hinter dem Zaun. Ab Serbien (vereinzelt auch schon in Kroatien) sind sie vor dem Zaun. Oft kommen sie in Rudeln und jagen einem hinter dem Fahrrad her. Aber mit dem Dazer und Pfefferspray in Kombination bekommt man das Problem in den Griff. In den Städten sind die Hunde meist friedlich. Nehmt auf jeden Fall ein Zelt mit. Es gibt zwar günstige Übernachtungsmöglichkeiten – besonders in kleinen Städten und auf dem Land ist eine Luxusferienwohnung für umgerechnet 20, –€/Nacht in Osteuropa keine Seltenheit – aber man sollte trotzdem zur Not immer zelten können, falls man mal keine Unterkunft findet. Außerdem ist zelten auch ganz reizvoll.  Plant genug Puffer ein, wenn ihr vorhabt, am Ziel wieder zurückzufliegen. Das Zeitfenster darf nicht zu eng sein. Ich habe meinen Rückflug verpasst und musste umbuchen, was mich teuer zu stehen kam. Dafür hatte ich ein paar Tage Zeit, in aller Ruhe Sofia anzuschauen.
Kauft euch unbedingt pannensichere Reifen! Meine haben 80,–€ gekostet. Ergebnis: Auf der gesamten Tour nicht einen Platten. Ach ja, Navi wär auch nicht schlecht. Es ist nicht überall alles so gut ausgeschildert.

Vielen Dank an dich Michael, dass du hier von deinen Erfahrungen berichtest. Ich wünsche dir viel Spaß bei der Vollendung deiner Tour!