4 Monate entlang des Donauradwegs – Matthias berichtet über seine Radreise von Deutschland nach Rumänien

Matthias, stell dich doch kurz vor.

Hi, ich bin Matthias, bekennender Radreisender und Reiseliebhaber. 2015 entschlossen meine Freundin und ich uns zu unserer ersten Radreise. Es sollte eine Mischung aus Abenteuer und Genussreise werden, in der es vor allem darum ging, entschleunigt unterwegs zu sein und dabei Land und Leute kennenzulernen. Vier Monate sind wir von Deutschland bis nach Rumänien entlang des Donauradwegs geradelt. Gerade weil wir uns so viel Zeit genommen haben, wurde diese Reise zu der bisher besten unseres Lebens. Unbeschwert ohne großen Zeitplan unterwegs zu sein, machte für uns den Unterschied.

Wie kam es zu der Idee und warum wurde es der Donauradweg?

Nach einigen Jahren im Großstadtdschungel und der 9-to-5-Routine, waren wir 2014 an einem Punkt angelangt, an dem wir uns nach mehr Natur, Ferne und Entschleunigung gesehnt haben. Erst wollten wir Backpacken in Asien, aber irgendwie hatten wir auch mal Lust auf eine neue, andere Art des Reisens, etwas uns Fremdes und zugleich Abenteuerliches. Südosteuropa und der Balkan gefielen uns immer schon sehr gut. Als wir noch in München gelebt haben, haben wir immer mal wieder kleine, zwei bis drei Tagesradtouren in Bayern gemacht. Und da uns das so gut gefallen hat, kamen wir auf die Idee, das Fahrrad auch mal als Transportmittel auf einer längeren Reise ausprobieren. Auf den Donauradweg bin ich dann auf der ITB aufmerksam geworden. Er klang perfekt für uns Radreise-Neulinge. Ursprünglich sollte unsere Radreise sogar weiter über Mazedonien bis nach Griechenland gehen. Aber wie bei den meisten Reisen sollte man einfach nicht zu viel im Voraus planen.

Wie habt ihr euch als Neulinge auf die Reise vorbereitet, was musstet ihr beachten?

Die Vorbereitung war ein langes und sehr interessantes Kapitel. Wir haben natürlich viele Blogs gelesen und YouTube Videos geschaut, denn wir standen zu Beginn ja noch weitestgehend ohne Ausrüstung da und mussten uns alles zulegen. Ich erinnere mich an eine Woche, in der ich täglich bei Globetrotter war. Wir haben intensiv recherchiert, was wir für so eine Reise benötigen und was am Ende auch wirklich Sinn macht. Viele Newsletter von Outdoor Shops bestellt, Gutscheine von Aktionen verwendet und Angebote abgewartet. Im Winter, so schien es, gab es Radreiseartikel oft reduziert. Unsere je fünf Radtaschen haben wir beispielsweise 55% und unser Zelt rund 150 € günstiger bekommen. Nach zwei Monaten hatten wir dann unsere Ausrüstung inklusive neuer Reiseräder zusammen, bevor es im Mai endlich losgehen konnte.

Im Anschluss folgte das Buch „Abenteuer Donauradweg“. Erzähl uns darüber.

Immer wenn du etwas zum ersten Mal machst, ist es einfach unbeschreiblich aufregend. So natürlich auch bei einer neuen Art des Reisens. Jeder Tag dieser viermonatigen Reise war einmalig. Sie war einfach unvergleichbar zu allem, was wir zuvor gemacht haben. Bereits während der Reise war uns klar, man, wir müssen dieses Erlebnis festhalten, nicht nur in Blogartikeln. Am besten als Buch. Am Ende ist ein echtes Herzensprojekt mit 160 Seiten Geschichten, Fotocollagen, Tipps zur Vorbereitung und den Highlights entlang der Strecke entstanden, das wir uns noch heute immer mal wieder gerne anschauen. Wer langsam reist erlebt mehr, und genau darum geht es in diesem Buch. So viele Abenteuer, Emotionsmomente und Begegnungen. Die beste Reise unseres Lebens! Im letzten Kapitel sprechen wir aber auch ein paar Dinge an, die wir im Nachhinein anders gemacht hätten. Denn man lernt ja zum Glück nie aus.

Wie ging es nach der Radreise weiter?

Nun ja, zum Winteranfang zurück nach Deutschland zu kommen, war nicht die beste Idee. Wir haben schnell gemerkt, dass wir noch nicht genug hatten und sind danach wieder aufgebrochen. Diesmal mit dem Rucksack. Insgesamt waren wir nochmal weitere 2,5 Jahre on the Road. Es ging durch das ehemalige Jugoslawien, Albanien, Skandinavien, Indien, Island, einige Trips in Deutschland und sieben Monaten Backpacken in Neuseeland. Als wir gemerkt haben, dass das Bedürfnis nach einer festen Homebase immer stärker wurde, haben wir das Ende des Sommers nochmal für die letzte Langzeitreise mit dem Fahrrad genutzt. Es ging von Lettland, über Litauen, Kaliningrad und Polen entlang des Ostseeküstenradwegs nach Deutschland. Nun sind wir seit ziemlich genau einem Jahr wieder zurück in Deutschland.

Was haben dich diese letzten ereignisreichen Jahre gelehrt?

Sie haben mich vor allem zwei Dinge gelehrt: Jeder von uns hat nur ein Leben und ich möchte im Alter nicht über Dinge nachdenken müssen, die ich aufgeschoben habe oder letzten Endes nicht gemacht habe, als ich sie machen wollte. Man sollte Träume und Wünsche nicht unterdrücken, sondern sich „Glücklich sein“ gönnen! Egal was andere denken, denn du musst zufrieden sein, mit dem was du tust. So hast du zugleich auch eine viel positivere Wirkung auf dein Umfeld, Arbeitskollegen, Freunde und Familie.

Und zweitens: Dankbarkeit! Erfreue dich an Dingen, Freunden oder Gegebenheiten, die du hast und schätze sie wert! Denn das ist ein echtes Privileg. In Neuseeland hatten wir zu Beispiel zum größten Teil eine richtig beschissene Zeit. Nun schätze ich die Dinge und Kleinigkeiten, die für die meisten selbstverständlich sind, umso mehr. Ein sehr schönes Gefühl ist das! Unterwegs haben wir auch immer wieder Menschen getroffen, die wenig haben, uns dennoch zu sich nach Hause eingeladen haben und ein riesiges Abendessen aufgefahren haben oder darauf bestanden, uns Proviant für den Weg mitzugeben. Die, die am wenigsten haben, sind oftmals die, die am meisten geben.

Was machst du heute?

Die ortsunabhängige Selbstständigkeit im Bereich Content Marketing, die ich mir während der letzten Jahre nebenbei aufgebaut habe, läuft gut und ich schätze es, nach den langen und intensiven Jahren des Unterwegsseins, wieder die Vorzüge einer festen Homebase zu genießen. Ich mag die Extreme. Reisen tue ich nach wie vor leidenschaftlich gerne. Momentan aber nicht mehr Langzeit. Niedergelassen haben wir uns in der wunderschönen Sieben-Seen-Stadt Schwerin, der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Die Stadt besteht zu einem Drittel aus bebauter Fläche, einem Drittel Grünfläche und einem Drittel aus Seen. Natur und Ostseeküste sind direkt um die Ecke. Ein Traum!

Vielen Dank an dich Matthias das du hier von deinen Erfahrungen berichtest! Das Buch von Matthias ist auch auf Amazon erhältlich: